Die EPP-Verrückten haben mal wieder zugeschlagen!

Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung haben wir uns entschlossenen, unseren ersten echten Großsegler aus EPP zu erschaffen. Gleichzeitig sollte es kein Zweckmodell sein, sondern ein manntragendes Vorbild haben. Nach langer Suche wurden wir fündig. So entstand das größte EPP-Serienflugmodell der Welt.

Die Daten des Vorserienmodells:

  • Die Spannweite ist 2,7m, mit Ansteckflügel beträgt sie 3,3m
  • Das Fluggewicht beträgt je nach Ballast 2 bis 2,5 kg
  • Die Steuerung erfolgt über 4 Flügelservos, die Seitenruder sind nicht angelenkt.
  • Der Einsatzbereich ist vor allem der Hangflug. Für Thermikflug in der Ebene ist als Startmethode der F-Schlepp vorgesehen. Hochstart am Seil wird nicht getestet.
  • Durch den besonderen Flügelaufbau mit Ansteckflügeln (30cm je Seite) lässt es sich optimal an die Flugaufgabe anpassen.

Die Bauweise hat sich für EPP-Modelle bewährt: Flügel und Rumpf sind aus Schaummaterial CNC-geschnitten (nur das erste Testmuster war aus Styro, die Serie ist aus EPP), die Verstärkung des Flügels erfolgt mit CfK-Holmen und Strapping-Tape. Die Ruder bestehen aus Balsa und wurden wie Flügel und Rumpf mit Tape bespannt.

Alle Flügel-Parameter wurden für die Serienmodelle übernommen, nur die Seitenruder wurden noch etwas vergrößert und der Rumpf "scaler" gestaltet. Nachfolgend könnt ihr etwas über die Idee und Erprobung der Fauvel nachlesen, zum Serien-Modell geht es hier weiter.

Die Idee
Wir wollten zeigen, dass aus EPP auch größere Flugmodelle machbar sind. Aufgrund meiner besonderen Vorliebe für Brett-Nurflügel sollte es ein solcher werden. Und da es sich bei Großmodellen meistens um Nachbauten "echter" Flugzeuge handelt, haben wir uns ein elegantes und ungewöhnliches Nurflügel-Segelflugzeug ausgesucht: Die Fauvel AV36c.

Das Modell wurde im Maßstab 1:4 gebaut. Allerdings stammt die Profilierung nicht aus den 60er-Jahren, sondern von Peter Wick, dem Spezialisten für Brett-Profile. Er hat eigens für die Fauvel einen neuen Profilstrak entwickelt, der die besondere Aerodynamik und Statik dieses Modells berücksichtigt.

Die Optik ist bei den hier abgebildeten Versuchsmodellen noch sehr "rustikal"; der Rumpf unverschliffen, breit und eckig, keine angelenkten Seitenruder usw.. Nicht einmal der Flügel ist teilbar, sondern am Stück getapet und bespannt - der Bau sollte sehr schnell gehen, denn wir waren mehr als gespannt, ob ein so großes Modell aus EPP überhaupt machbar ist?! Zum Glück waren unsere Überlegungen richtig und die Fauvel hat von Anfang an recht gut funktioniert.
 

Die Flugerprobung der Prototypen
Sommer 2006: Unser größtes Projekt geht in die Flugerprobung. Nun sehen wir, ob unser Konzept einer Optik von früher mit der Aerodynamik und Materialien von heute, aufgeht ...

Die ersten Testflüge am Hang verliefen erfolgreich!
Kräftiger Ostwind, 8m/s. Die Fauvel 2.7 liegt ruhig in der Luft. Die Flugeigenschaften sind sehr gutmütig, fast wie ein Anfängersegler - wie ihr Vorbild AV36. Leichter Kunstflug wurde auch schon getestet: Loopings, Rollen, Rückenflug - alles geht, die Rollen sind relativ langsam, aber das war zu erwarten und passt gut zum eleganten Flugbild. Rückenflug geht endlos und mit nur wenig drücken, obwohl der Schwerpunkt noch etwas zu weit vorne ist.

Die Flugleistung in der Thermik konnte wetterbedingt nicht getestet werden, dieses sollte bei der geringen Flächenbelastung jedoch kein Problem sein. Das Video des Erstfluges ist HIER zu sehen ....

2. Testtag: Leichter, nicht tragender  Wind, sehr zerrissene Thermik, ausgeprägte Abwindfelder. Die Fauvel 2.7 nimmt Thermik bereitwillig an und steigt gut. Nur darf der Weg bis zur Thermik nicht zu stark im "saufen" liegen, denn Abwinde nimmt die Fauvel ebenso an ...  da hilft dann nur  Knüppel nach vorne und rausfliegen. In solchen Situationen  rächt sich die geringe Flächenbelastung.  Aber an dem Tag war es sehr schwierig, alle anderen Modelle hatten E-Antrieb an Bord - mal sehen, was die nächsten Tests bringen.

3. Testtag (und 1. Flug als Fauvel 3.3 mit verlängerten Flügeln):  Aufgrund der Erfahrungen des 2. Tages habe ich 500g zusätzlichen Ballast in den Rumpf gepackt.

Die Fauvel 3.3 macht mit dem Ballast besser Strecke mit etwas höherer Geschwindigkeit und weniger Höhenverlust - ich denke, dass 2,8 bis 3kg für das Modell ideal sein werden. Leider wieder keine langen Flüge, selbst die F3B-Kisten sind abgesoffen. Ein kleines Video ist HIER zu sehen.

Fauvel 3.3


Die Fauvel 3.3 am Tage ihres Erstflugs

Das Flugbild ist sehr ruhig und elegant, die Flugeigenschaften sind unkritisch. Durch die sehr geringe Fluggeschwindigkeit und hohe Streckung sieht das Modell noch größer und vorbildähnlicher aus, man kann es auf die Entfernung für ein bemanntes Original halten.

Der Start kann fast aus dem Stand erfolgen, selbst mein 10-jähriger Sohn hat das Modell erfolgreich geworfen. Einfach ein leichter Schubs und schon liegt die Fauvel sicher in der Luft.

Die Landung ist ganz einfach, die Fauvel kann gut ausgehungert werden. Butterfly ("Krähenstellung" der Ruder) verkürzt den Anflug sehr wirkungsvoll, steile Abstiege aus großer Höhe gelingen damit gefahrlos.

Die Flugerprobung des Prototypen wurde im August 06 beendet. In Hanstholm / Dänemark konnte die Fauvel ihre Hangtauglichkeit ausgiebig beweisen. Bei Windstärken zwischen 2m/s (fast zu schwach für Zagis) bis über 10m/s (kräftiger Wind) wurde geflogen - die Fauvel war das am meisten geflogene Modell am Hang. Dabei hat sich folgendes gezeigt:

Das Flugverhalten des Modells entspricht weitestgehend denen des Originals:

  • Die Fauvel liegt sehr ruhig in der Luft und bevorzugt einen weiträumigen Flugstil.
  • Die Wendigkeit ist der Größe entsprechend, Richtungsänderungen dauern (logischerweise) länger als beim Zagi ...  Ganz enge, langsame Kehren verursachen etwas Höhenverlust, Hangfetzen ist aber gut möglich -  selbst am "Hafen" (dem kleinsten Hang von Hanstholm / Dänemark; nur 17m hoch und recht kurz) hatten wir bei 6 bft unseren Spaß mit der Fauvel (vor allem mit 2,7m Spannweite).
  • An kleinen Hängen und bei niedriger Fluggeschwindigkeit sollten die inneren Klappen dem Querruder zugemischt sein, um die Rollwendigkeit zu erhöhen.
  • Auftrieb wird gut in Höhe umgesetzt, sie war oft das am höchsten fliegende Modell am Hang.
  • Die Lageerkennung ist durch die ungewöhnliche Form auch in größerer Höhe noch gut - in der Luft sieht das Modell noch stattlicher aus, ettliche Piloten tippten auf 4-5m Spannweite.
  • Die Flugeigenschaften sind unkritisch. In engen Kurven mit zu niedriger Geschwindigkeit kommt nur bei der 3.3 im "Rückenwindteil" ein kleiner Abriss. Der Höhenverlust dabei ist gering, durch die Fahrtaufnahme liegt das Modell gleich wieder schön am Ruder, die Strömung liegt schnell wieder an.
  • Fremde Piloten kamen gleich mit der Fauvel zurecht, bei ihnen stellte sich sofort das "Großsegler-feeling" ein. Durch die ruhigen Reaktionen auf Ruderbefehle stellt sich ein eleganter Flugstil ein - ein ideales Trainingsmodell für den Großmodell- und F-Schlepp-Nachwuchs. Leicht gebaute Modelle fliegen so langsam, dass sie auch von wenig erfahrenen Piloten durchaus zu beherrschen sind.
  • Durch die robuste Bauweise und das wirksame Butterfly lässt sich die Fauvel praktisch überall landen (selbst in die Hand) und ist das ideale Modell für alle Gelegenheiten, wenn Größe mit Robustheit gewünscht ist..

Vom Prototypen zum Serienmodell

Nach der Flugerprobung sollte das Modell spätestens zur windigen Flugsaison im Herbst/Winter 06 im Shop zu finden sein ... das haben wir leider nicht rechtzeitig geschafft. Es sollte noch bis März 2007 dauern, bis "es" soweit war. Folgende Fragen mussten zuvor noch gelöst werden:

  • Wie werden die Seitenruder befestigt? Beim Prototypen war es einfach, denn sie waren nicht angelenkt und wurden nur von hinten aufgesteckt und mit Tesa gesichert. Für die Serie verbot sich diese provisorische Lösung.
  • Wie werden die Flügel miteinander verbunden? Eine Steckung im Rohrholm ist klar - aber wie halten die Flügel zusammen, da die Seitenruder zwischen den Flügelteilen die sonst bei EPP-Modellen übliche Technik (zusammentapen) nicht gestattet?
  • Wie werden die Holme besonders stabil? Diese Fauvel wiegt über 4x so viel wie normalgroße EPP-Modelle.
  • Wie stabilisiert und befestigt man eine abnehmbare Kabinenhaube an einem EPP-Rumpf?
  • Wie erleichtern und beschleunigen wir den Bau und vermeiden Baufehler? Ein Großmodell ist kein Spielzeug ...

Die Lösung dieser Probleme liegt größtenteils in dem umfangreichen, 24-teiligen Holzteilesatz, der passgenau CNC-gefräst wird. Auf dem Bild rechts seht ihr zB, wie die beiden Seitenruder jeweils aus 4 Balsafrästeilen und einer Sperrholzrippe gebaut werden, um optimale Festigkeit bei geringem Gewicht zu erreichen.

Auch die 8-seitige Bauanleitung dauerte ihre Zeit, denn ohne exakte Vorgaben und Hilfestellungen wollte ich diesen Riesen-Bausatz nicht auf die Modellflug-Welt loslassen ... schließlich wurden hier einige neue Tricks gefunden, die so große EPP-Modelle erst möglich machen.

Doch nun ist der Bausatz fertig und erfolgreich erprobt - die Fauvel ist endlich im Shop gelandet!

HIER gehts zur Seite der Fauvel AV36c aus EPP.
Die Videos von den Testflügen findet ihr in der Video-Rubrik