... er flog, aber wie ...

Vor einiger Zeit war ein Junge (ca. 15 Jahre) mit seinem "Super-Zagi" (so hatte er ihn beschriftet) am Hang. Was ich da gesehen habe, inspirierte mich zu dieser Seite. Nicht um den Jungen zu ärgern, sondern um euch ähnliche Fehler künftig zu ersparen.

  1. Das Strapping-Tape. Wenn euer Nuri beim Handstart schon flattert, stimmt was mit der Festigkeit nicht. Dafür ist in erster Linie das Strapping-Tape zuständig. Es sollte nicht locker und wellig angeklebt werden, denn sonst kann es nicht verstärken. Auch das Weglassen einzelner Tape-Streifen erhört die Stabilität nicht unbedingt.
    Unter leichter Spannung gleichmäßig aufgebracht, verstärkt Strapping-Tape vor allem an den dicken Stellen des Profils den Flügel ungemein. Aber nicht so stark vorspannen, dass der Flügel sich nach oben, unten oder korkenzieher-mäßig verformt. Dünne Profile sollten durch Kohleholme (entweder einen dicken Holm oder 2 dünne Stäbe oben und unten) extra gestützt  werden.
     

  2. Die Bespannung. Es freut die Luft sehr, wenn sie auf ihrem Weg über den Flügel nicht über dicke Falten, abstehende Eselsohren, lockere Tape-Streifen, unbespannte Zwischenräume usw. drüberstolpern muss. Sprühkleber und die kreuzförmige Tapung helfen ungemein, das Tape oder Folie auf dem EPP zu halten.  Zum bespannen werden einfach die Streifen parallel und mit etwas Überlappung von hinten nach vorn verlegt, so sollte es klappen. Zur Not kannst du mit dem Bügeleisen oder Fön etwas nachspannen.
     

  3. Die Ruder. Wenn du gleiche Ausschläge in beide Richtungen willst, ist es besser, die Ruder vorne anzuschrägen. (inzwischen liefern wir mit angeschrägten Rudern, damit dieses Problem eliminiert ist). Wenn  das Ruder vorne nicht angeschrägt ist, kann es sich logischerweise nur in eine Richtung bewegen. Außer du machst "Scharniere" aus Tesa mit einem 4mm Spalt zum Flügel mit Spiel am Ruder ohne Ende ... gebrochene Ruder, mangelnde Ruderwirkung, Flattern ...  sind die Folge solcher "Wackelscharnierne",
    Wenn du deine Ruderanlenkungen am langen Servohebel ganz außen und am Ruderhorn ganz innen einhängst, könntest du zwar theoretisch Ausschläge von 90° erreichen, damit kannst du aber nicht fliegen, denn das Ruderspiel ist viel zu groß und die Servos werden enorm belastet. Besser ist es, am Ruderhorn ganz außen einzuhängen und am Servo soweit innen, dass die Ausschläge gerade ausreichen für deinen gewünschten Flugstil.
     

  4. Der RC-Einbau. Die Steuerfolgsamkeit des Nurflügels steigert sich spürbar, wenn die Servos fest im Flügel sitzen und nicht wackeln wie Lämmerschwänze. Akkukabel, die nicht direkt an der Nasenleiste entlanglaufen, haben eine längere Lebensdauer. Schleppantennen sind an sich nicht grundsätzlich schlecht, können sich aber beim Wurf um das Handgelenk schlingen, was sehr schmerzhaft werden kann.
     

  5. Das Blei. Es ist sicherer, wenn das Blei fest im EPP versenkt ist und nicht ganz an der Spitze unter einer dünnen Lage Tape liegt. Außerdem dient es dazu, den Schwerpunkt einzustellen. Extremes Wegsteigen beim Wurf und eingeschränkter Geschwindigkeitsbereich zeigen, dass zuviel Blei vorne an Bord ist und der Schwerpunkt etwas nach hinten darf.
     

  6. Die Winglets. Sie sollten einfach eine gewisse Größe haben. Wir legen im Zubehör-Set fertige Winglets bei. Diese ohne besonderen Grund einfach zu halbieren,  macht nicht viel Sinn. Schließlich wollt Ihr nicht nur schiebend durch die Gegend eiern. Eine halbierte CD als Winglet ist kreativ, aber zu klein und recht schwer ... Depron oder Doppelstegplatten sind dafür geeigneter.
     

  7. Die Bauanleitung. Einige Seiten bedrucktes Papier. Gefüllt mit Bildern, Zeichnungen und Text. Es steht dir natürlich frei, bei deinem Nuri alles anders zu machen. Wozu hat man seinen gesunden Menschenverstand? Wie im vorliegendem Beispiel ...

Ob Ihr es glaubt oder nicht, das alles habe ich wirklich an einem einzigen Modell entdeckt! Es flog zwar sch..sse, aber immerhin ... der Erbauer war zufrieden. Ich hoffe nur, dass er niemand erzählt, wo er das Modell gekauft hat .... und vor allem, dass er niemanden damit verletzt!

Ich habe ihm empfohlen, erstmal alles runter zu reißen, die Mitte mit einem Kohlerohr verstärken, neu zu tapen und bespannen, die Ruder  vorne anschrägen und austauschen und so weiter. Praktisch ein kompletter Neubau ... das hat aber auch sein Gutes: Erstens ist es doch schön, dass man eine zweite Chance bekommt bei dem Super-Material und zweitens wird er sich vielleicht beim nächsten Modell etwas mehr Mühe geben. Vielleicht ist dieses ja nicht aus EPP, dann wäre diese Lektion ja umso wichtiger.

Natürlich gibt es noch weitere Fehlerquellen ...
- die stark gewölbte Seite des Profils gehört meist nach oben
- riesige Ausschnitte für große Luftschrauben oder Akkus erhöhen die Festigkeit nicht unbedingt
- RC-Einbauten oder Motoren direkt an der Nasenleiste sind nicht wirklich gut geschützt bei Abstürzen
- unverstärkte Segelflugmodelle müssen schweren Power-Antrieben nicht zwingend standhalten
- Bespanntape und Bügelfolie schmelzen erst bei höherer Temperatur als Strapping-Tape und EPP... vorher am Reststück testen!
- Superglatte Oberflächen durch starkes Nachföhnen ... das Strapping-Tape darunter kann nicht schrumpfen und hält nix mehr.
- und noch viele weitere ...

Murphy´s Law gilt auch hier, ein gesunder Menschenverstand hilft meistens weiter - auch am Hang!

Ein bisschen Rücksicht auf Piloten mit den empfindlichen Balsa- und GfK-Fliegern ist nicht schlecht, auch das landen in der Menschenmenge fördert nicht immer das Image der EPP-Piloten, und Combat ist zwar schön - aber nur wenn alle Piloten wissen, dass gerade einer stattfindet .... usw.

Es gibt unzählige Möglichkeiten, sich am Hang unbeliebt zu machen - aber sowas machen wir natürlich nicht ;-) - getreu dem alten Slope-Combat - Leitspruch: "Be friendly on the ground - but aggressive in the air."