Bau- und Tuningtipps für Brett-Nurflügel
EPP-Modelle können meist an eigenen Bedürfnisse
und Flugbedingungen angepasst werden. Gewicht, Stabilität, Art und Güte der
Oberfläche, Länge und Anzahl der Ruderklappen, Schwerpunktlage usw. haben
großen Einfluss auf das Flugverhalten und den Einsatzbereich des Modells. Brett-Nurflügel reagieren sehr gut auf diese Faktoren und
lassen damit erhebliche Leistungssteigerungen zu. Andererseits gilt, wer
hier falsch liegt, verschenkt viel Leistung ... darum will ich euch hier ein
paar Tipps und Erfahrungswerte weitergeben.
Das Gewicht
Früher galt: So leicht bauen wie möglich, da die "alten" S-Schlag-Profile
viel Widerstand, aber wenig Auftrieb erzeugten. Bretter flogen langsam und
hangnah,
sie waren bei fehlendem Auftrieb als Erste wieder unten ... in dem Bild ist
es das rot gezeichnete CJ3309 - und das war noch eines der besseren "alten"
Profile ... das Schwarze ist zum Vergleich das moderne PW106.
Glücklicherweise ist hier mit den Profilen von Peter Wick ein echter
Fortschritt gelungen: Die PW-Profile sind insgesamt recht widerstandsarm bei
ordentlichem Auftrieb, gleiten gut und machen Strecke, ohne im Saufen gleich
einzuschlafen. Ihr geringes Profilmoment kann durch leicht angestellte
Ruder ausgeglichen werden, scheinbar ohne Geschwindigkeit zu kosten. Das
Frettchen ist das beste Beispiel: Es fliegt mit 500g besser als mit
350g und die angestellten Ruder bremsen es in keinster Weise - es ist eines
der allerschnellsten EPP-Modelle überhaupt...
Die Stabilität
Brett-Nurflügel kommen der EPP-Bauweise sehr entgegen, sie lassen sich
einfach und wirkungsvoll durch Holme verstärken. Torsionsbelastungen, die
bei Pfeil-Nurflügeln hoch sind und nicht vom EPP absorbiert werden
können, treten bei Brettern kaum auf. So können auch schlanke Flügel
stabil gebaut werden, was der Gleitflugleistung sehr entgegen kommt.
Die EPP-Fauvel AV36C erreicht zB eine Streckung über 11 bei 3,25m Spannweite
... höhere Streckungen werden auch bei konventionell gebauten Brettern meist nicht
verwendet.
Die Durchbiegung der Flügel kann durch Holme aus CfK
effektiv verringert werden. Sie sind für EPP-Modelle ab 1,2m Spannweite
unverzichtbar, zumindest wenn man nicht allzu dicke Profile verwendet. Dafür
gibt es mehrere Möglichkeiten:
- Dünne Holme (meist GfK-Stäbe 2mm) oder Flachprofile (3-5mm hoch) an Ober-
und Unterseite des Profils im Bereich der größten Profildicke, die in
Schlitze eingeklebt werden. Der Flügel wird sehr biegesteif bei nur geringem Gewichtzuwachs. Diese Methode eignet sich für Modelle mit 0,9m bis max. 2m
Spannweite. Es können auch Kiefernleisten verwendet werden, dafürmüssen dann
entsprechende Nuten gefräst werden.
- Einen zentralen Holm auf ca. halber Profilhöhe. Er besteht meist aus einem
CfK-Rohr von 6 - 10mm Durchmesser. Ideal für geteilte Modelle, da der Holm
dann gleichzeitig als Aufnahme für die Steckung verwendet werden kann. Der
Holm ist gut geschützt im inneren des EPP, die Profiltreue bei guter
Passform des Ausschnitts sehr gut.
- Für die ganz großen Modelle wie der 3,25m-Fauvel verwende ich eine
Kombination der beiden Bauweisen, also Rohrholme an Ober- und Unterseite
(nur an den Außenflügeln ersetzt Strapping-Tape den unteren Holm).
Wurzelrippen mit passgenauen Holmaufnahmen erhöhen die Passform und
Tragkraft zusätzlich - nur so kann dieses Modell überhaupt aus EPP
hergestellt werden - es ist das weltgrößte, käufliche Modell aus EPP
überhaupt.
- Bauspezialisten können auch stehende Holme aus CfK/Holzlaminat einbauen,
indem der Flügel vertikal entlang der T/4-Linie geteilt wird usw .... es
gibt fast nichts, was man mit einem EPP-Flügel nicht machen könnte außer
ihn mit GfK-Glas zu überziehen ... denn das ist nur eine Kombination der
Material-Nachteile, ohne Vorzüge zu erhalten - also Finger weg davon.
Als weitere Verstärkung dient das Strapping-Tape
(mit Glasfasern verstärktes Klebeband) das bei meinen Brettern entweder
kreuzförmig für Thermikmodelle (Bild) oder an Hangflugmodellen vollflächig
Stoß an Stoß entlang der Spannweite angebraucht wird (nur an der Nasenleiste lasse ich es überlappen). Das
Tape kann hohe Zugbelastungen aufnehmen und verringert so die Durchbiegung der Flügel, erhöht die Reißfestigkeit
bei einem Crash und schafft einen
guten Untergrund für die Bespannung, wobei wir beim nächsten Punkt wären:
Die Oberfläche des Brett-Nurflügels
Früher baute man Bretter oft mit Rippen und rauer Papierbespannung, dieses
kam der niedrigen Fluggeschwindigkeit entgegen. Die heutigen Bretter dagegen
sind flott und agil, sie stellen höhere Anforderungen an die Oberfläche.
Damit beim EPP-Flügel eine glatte Oberfläche erzielt werden kann, müssen
einige Voraussetzungen stimmen:
- Der Flügelkern selbst sollte schon
möglichst glatt sein. Für unsere Modelle wird nur bestes EPP ganz ohne Recyclat
mit einer besonderen Schnitt-Technik verarbeitet (die leider über doppelt
so lange dauert), um eine gute Oberfläche
und Profiltreue zu erzielen. Fäden, Klümpchen, Riefen usw gehören der
Vergangenheit an.
- Die Oberfläche sollte verschliffen werden,
denn feine Mikro-Dellen lassen sich materialbedingt leider nicht ganz
vermeiden. Dazu verwende ich einen Schleifklotz mit 150 - 200er Papier oder die
kleine Schleiflatte von Parma Grid. Nicht zu lange an einem Punkt
schleifen, sondern nur die Oberfläche etwas glätten. Anschließend den
Flügel gründlich entstauben und ggfs entfetten.
- Sprühkleber verwenden, damit das
Strapping-Tape und damit die Bespannung fest anliegt. Die Ablüftezeit
beträgt ca. 15-30 Minuten, nicht zu lange warten.
- Strapping-Tape ist recht dick, darum sind
an schnellen Modellen alle Kanten und Überlappungen zu vermeiden ->>
direkt Stoß an Stoß legen und den
Flügel komplett entlang der Spannweite damit "strappen".
- Glatt bespannen. Dazu eignen sich
Bügelfolie und Bespanntapes, bei voll gestrappten Modellen vor allem das
ultraleichte Tape. Aber auch selbstklebende Folien zur
Schaufensterbeschriftung werden verwendet. Dazu sind noch weitere Bautipps
hier online.
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