Brett-1 und Brett-1b

Das Brett-1 ist mein erster selbstentworfener Brett-Nurflügel. Und wie es manchmal so ist, hat die Auslegung und Profilwahl wohl gleich gepasst: Das Ding fliegt wie auf Schienen und ist dem Zagi in Bezug auf Leistung überlegen. Das ist schon einigermaßen erstaunlich, denn der Zagi war das bekannteste und verbreitetste EPP-Modell überhaupt! 

Als Profilierung wurde ein Strak aus zwei Brettprofilen HS115 auf HS114 von Hartmut Siegmann (www.aerodesign.de) verwendet. Die Eigenschaften sind weiter unten bei den Bildern erläutert. Leider hat die Fläche bei einem Crash mehr abgekriegt, als äußerlich sichtbar war und wurde ein Fall für den gelben Sack .... 

Danach kam das Brett-1b: Rumpf und Seiten-Leitwerk vom Brett-1 kombiniert mit der EPP-Fläche vom Rico She. Diese ist mit einem RG15mod profiliert (also an sich ziemlich ungeeignet für Bretter, da es ein negatives Profilmoment hat, das durch ein Höhenruder ausgeglichen werden muss). Durch die durchgehenden Querruder war das Anheben der Endleiste jedoch problemlos machbar und damit hat das Profil ein positives cm0. 

Das 1b geht nochmals schneller als das Brett-1, braucht aber auch besseren Aufwind. Zum Bärte auskurbeln ist es zu schnell. Besonders gut ist das Gleiten, wenn es viel Fahrt hat: Da kannst du bis zur Sichtgrenze Strecke machen, ohne viel Höhe zu verlieren. Seine Combat-Eignung durfte es auch schon zeigen; es fällt nach einem Hit zwar etwas weiter durch als Brett-1, geht dafür auch auf dem Rücken! Auf jeden Fall fliegt es so gut, dass der Rico-She jetzt ne andere Fläche braucht ....

Für das Brett-2 wurde ein Sipkill-ähnliches Profil auf die Belange eines Brettes (positives cm0) umgearbeitet. Mit diesem Profil HS 128 wird es praktisch so schnell wie das Brett-1b (und dieses ist  bereits sehr flott unterwegs) und fast so unkritisch sein wie das Brett-1, das wirklich super-gutmütig war.  Außerdem gibt sich das HS 128 mit wesentlich weniger guten Auftriebsbedingungen zufrieden als das RG15mod. .

Bilder und Eigenschaften vom Brett-1

Die meisten Bretter haben eine unangenehme Eigenschaft: Deren Leistungsfähigkeit hängt stark von den äußeren Bedingungen ab. Es gibt (noch?) kein Brett für alle Wetterlagen. Das Brett-1 funktioniert am besten bei kräftigem Hang(auf)wind. Durch leichte Schwerpunkt-Rückverlagerung kann es zwar auf Thermikflug "umgestellt" werden, aber ein Floater wird es dadurch noch nicht.

 

Durch die negative V-Form und die schlanken, vorgepfeilten Flächen hat das Brett-1 etwas Raubvogelhaftes - ein Eindruck, der sich im Flug noch verstärkt!

Hier sieht man die Oberfläche, die durch den sehr schnellen Bau (ein Nachmittag/Abend), Crashs (u.a. mit einem 4m-Elektrosegler), Umbau und die extremen Tests bis an die Belastungsgrenze einen "deutlichen Spielraum zur Optimierung" bietet. Aber trotz der vielen Falten und Wellen, das Brett-1 fliegt ausgezeichnet.

Spötter lästern beim Anblick der Oberfläche immer, dass nicht Aerodynamik den Vogel in der Luft hält, sondern die Erde das Brett-1 einfach nur abstößt ... aber nachdem sie das Brett-1 fliegen gesehen haben, wundern sie sich nur noch über dessen gute Leistung!

Der Start ist echt einfach. Durch den Rumpf ist es leicht zu halten und zu werfen (im Gegensatz zu den Slope-Combat- Nurflügeln, die meist rumpflos sind und dadurch entsprechende Start- und Wurftechniken erfordern). 

Bei starkem Wind reicht es sogar, das Brett-1 nur an einem Randbogen hochzuhalten, in den Wind zu stellen ...

... und leicht in die Luft zu schupsen. Sofort steigt es ruhig und problemlos weg, trotz stark verwirbelter Luft an der Hangkante!

Das Brett-1 im schnellen Vorbeiflug - schade, dass man den Speed nicht sehen kann! 

Nur eines ist zu beachten: Wir reden hier von EPP-Modellen. Diese sind von den reinen Flugleistungen her nicht ganz so gut wie z.B. Voll- GfK- Modelle!  Das muss man wissen, denn die Profilwahl (nicht unter 10% Dicke), flexiblen Material- Eigenschaften und dadurch nicht so spiegelglatte Oberfläche kosten etwas Leistung. 

Jedoch, die Entwicklung geht rasant weiter und die Flugleistungen der Modelle sind heute schon viel besser als in meiner EPP- Anfangszeit (1998).  Bei bestimmten Wetterlagen (z.B. sehr enge, ruppige Thermik am Hang) sind sie "herkömmlichen Modellen" sogar überlegen.

Die Wenden kommen knackig - da kann kein Zagi mehr mithalten! Durch die Flügelgeometrie und höhere Streckung wird die Fahrt bei engen Wenden einfach besser mitgenommen als bei den Slope-Combat - Pfeilnurflügeln (doch dafür sind diese im Rückenflug besser, da viele Bretter dabei echte Schwierigkeiten haben und viel Höhe verlieren).  

Besonders flott lassen sich Wenden im F3F-Stil vollziehen, wenn nach einer halben bis 3/4- Rolle fast voll durchgezogen wird.

Slope-Combat mit den unterschiedlichsten Modellen, sie liefern sich einen heißen Kampf!

Dafür wurde das Brett-1 nicht gebaut, aber die EPP- Bauweise reizt dazu, es auszuprobieren ... Es geht prima! Nur die Endleiste bzw. Ruderklappen sind etwas empfindlich beim Combat, da sie hinten spitz auslaufen (doch ist die Gefahr eines Treffers von hinten ist nicht so groß, da das Brett-1 meist schneller fliegt als seine "Gegner". Bis jetzt hat die Endleiste auf jeden Fall noch gehalten ;-)).

Nach einem Frontalcrash überschlägt sich das Brett 2-3 mal, geht auf die Nase und ist nach kurzem Fallen wieder voll steuerbar. Sieht spektakulär aus, ist aber ganz praktisch, da das Brett dadurch immer wieder in Normalfluglage gebracht werden kann.  

Hier testet gerade Michael Richter (RC-Hersteller aus USA) das Brett-1. 

Er war von der Flugleistung und den Flugeigenschaften dieses Brettes sehr angetan, da es einige typische Brett-Schwächen (wie z.B. Schwänzeln um die Hochachse und gieren) einfach nicht hat, es fliegt wie auf Schienen. Einzig die direkte Reaktion auf das Höhenruder erfordert vom Piloten eine kurze Eingewöhnung. Dieses schnelle Ansprechen auf HR-Befehle ist jedoch gewollt, um harte Wenden vollziehen zu können.

Da er selbst schon mehrere Flugmodelle konstruiert hat und sich auch beruflich mit Flugzeugbau beschäftigt, ist mir seine positive Beurteilung des Bretts natürlich "runtergegangen wie Öl".